RSV-Mitglieder zu Gast in Frankreich

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Am letzten Juniwochenende sind 26 Vereinsmitglieder aus den Jugend,- Herren- und Damenmannschaften des RSV der Einladung des französischen Tischtennisclubs „Amiens Sport TT“ in die Picardie, 140 Kilometer nördlich von Paris, gefolgt.
Zum Gedenken an die Schrecken des Ersten Weltkriegs hatten die französischen Gastgeber ein dreitägiges Programm vorbereitet. Neben der Geschichte sollte dabei auch der Sport nicht zu kurz kommen.
Am späten Freitagabend wurde die Gruppe des RSV nach einer siebenstündigen Autofahrt mit großer Gastfreundschaft empfangen und mit lokalen Leckereien gestärkt. Während das Frauenfußballspiel Deutschland gegen Frankreich im Vereinsheim übertragen wurde und die Kinder schon an die Platten verschwanden, waren sprachliche Barrieren schnell überwunden und die Müdigkeit der langen Anreise verflogen.
Der Samstag begann bei wunderschönem Wetter mit einem gemeinsamen, ausgiebigen Frühstück. Der Tag war der Erkundung der Stadt gewidmet, deren Höhepunkt die Kathedrale darstellte. Das gotische Bauwerk ist Teil des UNESCO-Welterbes und besitzt das höchste Mittelschiffgebäude aller französischen Kathedralen mit einer Höhe von 42,30 Metern.
Am Nachmittag wurden zunächst Geschenke ausgetauscht, danach startete das deutsch-französische Tischtennis-Turnier. Obwohl Fairness und Spaß im Vordergrund standen, wurde um jeden Punkt hart gekämpft. Die beiden Youngsters des RSV, Nicolas Brusenbauch und David Schöne, die in der Oberliga Südwest spielen, konnten sich bis ins Halbfinale kämpfen. Jeder Ball wurde von den Klein-Winternheimer Spielern und Fans mit tosendem Beifall bejubelt, am Ende mussten sich beide jedoch ihren französischen Konkurrenten beugen.
In der Abenddämmerung begaben sich die beiden Vereine auf den Platz vor die Kathedrale, an dem ein eindrucksvolles Lichtspektakel stattfand. Unter sternenklarem Himmel wurde die Kathedrale bunt beleuchtet. Die verschiedenen Ornamente und Verzierungen des Bauwerkes wurden farblich hervorgehoben und damit die architektonische Kunst des Bauwerkes betont. Die Romantik der Stadt gepaart mit den französischen Delikatessen ließen rasch den eigentlich ernsten Anlass des deutsch-französischen Aufeinandertreffens vergessen.
Am Sonntag war erster Halt der historischen Tour das Neufundlanddenkmal. Es wurde errichtet zur Erinnerung an die Opfer der Soldaten aus Neufundland, die während des Ersten  Weltkrieges für das britische Königreich gekämpft hatten. Am 1. Juli 1916, der den Beginn der Schlacht an der Somme markiert, überlebten von den 801 Neufundländern nur 68 Männer die ersten 30 Minuten der Schlacht. Gut erhaltene Schützengräben und drei Friedhöfe mit über 600 Gräbern erinnern an die verlustreichen Kämpfe.
Die nächste Station führte zunächst an den Ulster Tower, der zu Ehren von 5500 irischen Soldaten errichtet wurde, die ebenfalls am 1. Juli im französisch-deutschen Kreuzfeuer gefallen waren. Nicht weit entfernt konnte das größte britische Kriegsdenkmal der Welt besichtigt werden, das wie der Ulster Turm in der Kommune Thiepval liegt. Auf dem 16-säuligen und 45 Meter hohen Bauwerk sind die Namen von 72000 gefallenen südafrikanischen und britischen Soldaten eingraviert.
Der Krater von Lochnagar erinnert mit einem Durchmesser von 100 Metern und 21 Meter Tiefe eher an einen Meteoriteneinschlag. Doch in Wirklichkeit markiert der beeindruckende Krater den Anfang der Schlacht an der Somme. Er ist das Resultat von 26,8 Tonnen Sprengstoff, die eine britische Spezialeinheit unter der deutschen Front platziert hatte. Nach der Besichtigung der Schlachtfelder, Friedhöfe und Denkmäler kamen alle deutschen und französischen Spieler auf dem deutschen Friedhof zusammen, um in einer Schweigeminute den Gefallenen zu gedenken. Allein die Schlacht an der Somme kostete über eine Million Soldaten das Leben und ging als verlustreichste Schlacht des Ersten Weltkrieges in die Geschichtsbücher ein.
Umso wichtiger ist es, dass Nationen, die sich vor 100 Jahren feindlich gegenüberstanden, heute freundschaftlich zusammenkommen und den internationalen Austausch fördern und stärken. Der französische Tischtennisclub hat in den drei Tagen ein tolles Programm auf die Beine gestellt. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die sie entgegenbrachten, machten den Abschied schwer.
Selbstverständlich folgte eine Gegeneinladung für das kommende Jahr, in dem Rheinhessen sein 200-jähriges Jubiläum feiert. Die Tischtennisabteilung des RSV freut sich, die französischen Sportfreunde in unserer Region begrüßen zu dürfen, um die Freundschaft der Clubs fortzuführen.

Von
Alexander Schmelzeis