…Wahnsinn…
Willkommen in Klein-Utopia. In diesem kleinen Land (oder Dorf) – zwischen sanft abfallenden Hügeln, plätschernden Bächlein und gepflegten Feldern gelegen – passieren Dinge, die sich kaum einer vorstellen kann. In Klein-Utopia gibt es allerhand verrückte Menschen. Manche davon sind so verrückt, dass sie ein Stück Holz in die Hand nehmen, darauf ein Stück Gummi kleben und dann versuchen, einen kleinen Ball aus Zelluloid über ein Netz zu schlagen. Einige von denen sind darin richtig gut – und sechs davon stellen derzeit alles auf den Kopf, was man als „normal“ bezeichnen würde. Da gibt es den bockigen Litauer – einen bulligen, jungen Kerl, der zum Frühstück einen kleinen Stier verspeist und dann am Tisch wie selbiger agiert. Dann gibt es den kleinen Mann, der zaubern kann. Der macht magische Aufschläge und spielt mit der Vorhand Bälle, die zu schnell sind, um sie zu sehen. Der dritte im Bunde ist der Physiker. Ein eher ruhiger Zeitgenosse, der stets weiß, was er tut und auf meist unscheinbare Weise seinen wissenschaftlichen Plan zum Sieg verfolgt. Das klappt zwar oft erst im letztmoeglichen Moment, doch das gehoert ja zum Plan dazu. Nummer 4 ist der, der den Physiker immer wieder zum Weinen bringt, denn der spielt Bälle, die physikalisch gesehen gar nicht gehen. Dabei dreht er auch ab und zu mal ne Pirouette. Und irgendwann kommt auch noch ein Salto dazu, damit muss man rechnen.
Der fünfte Recke aus Klein-Utopia ist kein Mensch, sondern ein Baum. Wenn er breitbeinig am Tisch steht, koennen Menschen (etwa der Schreiber dieser Zeilen) aufrecht unter ihm hindurchgehen. Nummer sechs lässt die Bälle auf seinen Gegner prasseln (…) und untermalt das Ganze dabei oft mit lauten Geräuschen, die man eher in anderen Zusammenhängen vermutet.
Zusammen ergibt diese Kombination aus voll verrückten Gestalten…die derzeitig auf Platz zwei rangierenden Mannschaft der Oberliga. In Klein-Utopia passiert es, dass ein Team, das vorher als einer der Hauptabstiegskandidaten gehandelt wurde, auf einmal um den Aufstieg in die Regionalliga spielt. Schräg.
Am letzten Wochenende besiegte unser Maniac-Team im Derby die Jungs aus Wackernheim – mit 9:4. Stellenweise rund 80 Zuschauer in der Halle, eine Stimmung, die ihresgleichen sucht und Spiele mit häufig unübertroffener Spannungskurve. Beispiele? Der Physiker, Oli, gewinnt im Fünften Satz mit 12:10. Der absolut Wahnsinnige, Yves, gewinnt mit 11:9 im fünften Satz. Mr. Scream, Dennis, spielt sein bestes Tischtennis in dieser Saison und schlägt den vermeintlich übermächtigen Fünfer der Wackernheimer mit 3:1. Der Baum, Nico, spielt das, was man im Sport-Jargon oft als „eine Demonstration“ bezeichnet und siegt auf verdammt überlegene Art und Weise.
Ja, und dann…unser bockiger Litauer. Manfredas gewinnt Spiele, die man eigentlich nicht mehr gewinnen kann. Sein Match gegen Christian Ditschler war ebenfalls eine Demonstration, und zwar eine Demonstration eines „Fighting Spirit“, von dem sich viele eine Scheibe abschneiden koennen. 1:2 in Sätzen, 5:10 in Punkten. Wo andere schon beim ersten Matchball gegen sich den Ball frustriert ins Netz kloppen, macht Manfredas einfach weiter. Und punktet. Und schreit. Und kämpft. Und punktet. Und schreit. Und kämpft. Und gewinnt den Satz. Und das Spiel.
Der Stier sieht das rote Tuch. Und für den Torrero ist Schluss.
Und eine Halle steht Kopf.
Der Rest steht in den Zeitungen. Wer’s gesehen hat, weiß, wovon hier gesprochen wird. Klein-Utopia macht’s moeglich.
Danke!